Mehr Müll im Meer

Basstölpel, Trottellummen und Dreizehenmöwen brüten im Juni 2018

Die Verschmutzung der Meere ist neben der Klimaerwärmung ein weiteres großes Problem unserer Zeit. Immer mehr Müll sammelt sich in den Meeren an. Vor allem Plastikmüll stellt ein immer größeres Problem dar. Bei unserem Urlaub auf Helgoland im Oktober 2020 wurde es mehr als deutlich. Die nun verlassenen Nester der Basstölpel glichen mehr einer Mülldeponie als einem einzigartigen Naturreservat.

Müll im Nest

Nirgendwo sonst findet man in Deutschland Brutkolonien verschiedener Hochseevögel auf so engem und gut zugänglichem Raum. In den letzten Jahren stiegen die Zahlen der auf Helgoland brütenden Trottellummen und Basstölpel immer weiter an. Aber auch Tordalke, Dreizehenmöven und Eissturmvögel brüten jedes Jahr auf Deutschlands einziger Hochseeinsel. Und nirgendwo sonst kann man als einfacher Tourist den Vögeln so nahe kommen und sie bei ihrer Bruttätigkeit beobachten.

Basstölpel mit perfektem Nest im Juni 2018

Besuchten wir die Insel in den letzten Jahren immer im Sommer, war dieses Jahr erstmalig der Herbst unsere Reisezeit. So war es dann auch ganz ungewohnt, die roten Sandsteinfelsen ohne Lärm, Gestank und vor allem ohne Basstölpel zu erleben. Gerade die imposanten Basstölpel bieten jedes Jahr ein wunderbares Schauspiel. Sie brüten bis fast an den Weg der Touristen heran und lassen sich so hervorragend beobachten und fotografieren.

Leider neigen die Vögel dazu, statt der üblichen Algen oder Gras vermehrt Müll in ihre Nester einzubauen. Vor allem Plastikmüll stellt dabei das offenbar bevorzugte Material dar. Augenscheinlich handelt es sich um Netzstrukturen, in denen sich leider jedes Jahr viele Vögel verheddern und qualvoll sterben. Erst jetzt im Herbst, wenn die Basstölpel ihre Brutplätze verlassen haben, wird das ganze Ausmaß dieser fehlgeleiteten Sammelleidenschaft sichtbar. Ein Vergleich der Fotos vergangener Jahre offenbart zudem, dass es immer mehr Müll in den Nestern gibt.

Jungvögel und Spuren von Plastik am Nest im Juli 2017

Der Nestbau im Vergleich der letzten Jahre

Die Nester der Basstölpel sind unspektakulär und einfach. Sie bestehen vorwiegend aus Erde, Tang, Gras und anderem Treibgut, welches die Vögel finden und über die gesamte Nistperiode in die Nester einbauen. Gerade an der Verwendung des Treibgutes zeigt sich die zunehmende Verschmutzung der Meere – es wird immer mehr Müll in die Nester eingelagert. Hatten wir in den Jahren vor 2015 nur vereinzelte Nester mit Kunststofffasern gesehen, zeigten sich im Oktober 2020 viel mehr Nester mit Müll belastet. Zugegeben, wenn im Juli die Jung- und Elternvögel nahezu jeden Zentimeter der freien Flächen belegen, wird auch mancher Müll durch die Vögel verdeckt. Trotzdem gehe ich davon aus, dass das Müllproblem in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.

Verlassene Nester werden zu Fallen für Rückkehrer

Tödliches Plastik

Es sterben nicht nur Tölpel an den Folgen der Plastikverschmutzung der Nester. Gerade in den Bereichen, in denen Möwen und Trottellummen den Nestern der Basstölpel nahe kommen, verheddern sich auch diese Tiere in den Netzen und strangulieren sich bis zum Tode. Ein weiteres Problem haben die Lummen in den Wintermonaten, wenn sie zu Tausenden wieder die nun verlassenen Felsen Helgolands aufsuchen. Da keine Tölpel vor Ort sind, nutzen die Lummen die leeren Nester der Basstölpel. In der Folge verstricken sie sich oft erneut tödlich.

Der letzte Jungvogel wartet im Müll

Eine Studie erforscht die Auswirkungen des Mülls

Nach dem Besuch der verlassenen Felsen hat uns die Verschmutzung der Nester nachdenklich gemacht. Eine Recherche im Internet führte zu einem Forschungsprojekt. Seit Ende 2018 erforscht Elmar Ballstaedt auf Helgoland die Auswirkungen von Plastikmüll in Seevogelnestern. Unter der Internetadresse https://www.basstolpel-und-meeresmull.de/ kann man sich einen guten Überblick über den Stand der Forschung verschaffen. Hoffentlich kann so zukünftig eine Lösung zur Vermeidung des Mülls und zum Schutz dieses einzigartigen Lebensraums und seiner Bewohner erarbeitet werden.

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