Vor etwa 55 Jahren – im Jahr 1970 – kam dieses Wunderwerk der damaligen Technik auf den Markt. Eine Zeiss Ikon M808 Super-8 Filmkamera, die sogar Zeitlupenaufnahmen möglich machte. Mit sensationellen 54 Bilden pro Sekunde! Irgendwie erinnert sie etwas an eine Phaser Pistole aus Star Trek. Die Fernsehserie in ihrer Ur-Form war in den Siebzigern ebenfalls hoch aktuell.
Der Super 8 Film wurde 1965 von Kodak für den privaten Heimanwender entwickelt. Damit war es möglich, den Film direkt in einer Kassette in die Kamera zu legen. Das umständliche Einfädeln des eigentlichen Films entfiel so. Bis in die 1980er Jahre wurden Filme mit Super 8 genutzt, bevor dann nach und nach das normale Video-Format Super 8 ablöste und nahezu vollständig verdrängte.
Das hier gezeigte Modell gehörte einst meinem Schwiegervater. Urlaubsvideos in Super 8 – das sind historische Aufnahmen, wenn man denn noch einen Projektor zum Abspielen hat und das Material nicht mittlerweile brüchig geworden ist.
Die Zeiss Ikon M808
Zeitlupe, Einzelbildaufnahmen – das war der Stand der Technik
In der heutigen Zeit sind Videos überall und jederzeit verfügbar. Das war Anfang der 1970er keineswegs der Fall. Ganz im Gegenteil – eine Kamera in dieser Ausführung war etwas für die betuchtere Gesellschaft. Hinzu kam, dass Filme, wenn die Kassette voll war, entwickelt werden mussten. Erst nach der teuren Entwicklung im Fotolabor sah man überhaupt erst, ob die Aufnahmen etwas taugten. Waren sie gut, ging es an den Schnitt. Und hier ist Schnitt wörtlich zu nehmen. Der entwickelte Film wurde an den passenden Stellen auseinandergeschnitten und mit anderen Filmschnipsel-Szenen verklebt. Es gab dazu Schneidegeräte mit Monitor. Links wurde die Filmrolle eingespannt. Der Film wurde über eine Schnittvorrichtung eingefädelt und man drehte die Rolle von Hand – Bild für Bild. An der passenden Stelle drückte man dann den Schnitthebel und ein Messer durchtrennte das Zelluloid. Man kann es sich heute wirklich nicht mehr vorstellen.
Angetrieben wird die Zeiss M808 von sechs AA-Batterien. In der noch vorhandenen Anleitung wird unter Punkt 12 das „Filmen mit Finessen“ vorgestellt. Dort heißt es (Zitat): „Sie können einen gewünschten Blendenwert auch von Hand einstellen, um individuelle Korrekturen der automatischen Blendeneinstellung vorzunehmen. Die Einstellung erfolgt durch Drehen der Scheibe (20) auf die Markierung (21). Während des Filmens muß dann die Scheibe mit dem Finger festgehalten werden. Sobald Sie den Druck lösen, wird die Blendeneinstellung wieder von der Automatik übernommen.“ Ein Highlight analoger Filmtechnik!
Ein tatsächliches Highlight war die Möglichkeit, Einzelbilder mit der Zeiss M808 aufzunehmen. Damit war es möglich, Animations- oder Trickfilme anzufertigen.
Weitere Impressionen
Sollte ich noch auf brauchbares Filmmaterial stoßen, werde ich es nachreichen. Jedenfalls ist das gute Stück in bester Verfassung und hat seinen Platz hier locker verdient.